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Ein unterschiedlicher Sexualtrieb ist bestimmt der häufigste Grund für eine Sexualtherapie von Paaren. Viele haben das Gefühl, einer gesellschaftlichen Norm entsprechen zu müssen. Doch wenn einer von beiden eine andere Erwartungshaltung hat, dann kann das zu Problemen führen. Dieses Problem ist weiter verbreitet als man glaubt, doch trägt keiner die Schuld daran. Wir sind alle verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Hormonspiegeln sowie psychologischen und emotionalen Unterschieden. Entscheidend ist vielmehr, dass sich beide Partner glücklich und wohl fühlen hinsichtlich des körperlichen Aspekts einer Beziehung.
Wenn Ihr Sexualtrieb höher oder niedriger ist als der Ihres Partners bzw. Ihrer Partnerin, ist das noch lange kein Grund, die Beziehung aufzugeben. Wenn einer von Ihnen beiden nicht zufrieden ist, dann suchen Sie gemeinsam nach einer Lösung. Vielleicht findet sich auch kurzfristig keine, doch Menschen können sich auch ändern, und das ist okay so. Doch wenn es etwas gibt, das es wert wäre zu bewahren, dann werden Sie merken, dass ein offener Gedankenaustausch Sie beide sogar möglicherweise näher zusammenbringt.
Es ist jedoch wichtig zu berücksichtigen, ob Sie beide schon immer einen unterschiedlichen Sexualtrieb hatten oder es erst vor kurzem zu Veränderungen gekommen ist. Nicht selten sind gesundheitliche Probleme Ursache von Veränderungen bei der Libido. Hat Ihr Partner bzw. Ihrer Partnerin ein neues Medikament bekommen oder hat er oder sie Schmerzen? Hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft und der Menopause können den weiblichen Sexualtrieb vorübergehend beeinflussen und auch Männer können unter einem zu niedrigen Testosteronspiegel leiden.
Obwohl es schwer ist, es nicht persönlich zu nehmen, wenn man mit seinen Annäherungsversuchen häufig abgewiesen wird, so muss die Zurückweisung nicht zwingend etwas mit Ihnen und Ihrer Attraktivität zu tun haben. Auch gesundheitliche Probleme oder psychische Leiden können eine Rolle spielen. Vielleicht fühlt sich Ihr Partner oder Ihre Partnerin unwohl und fragt sich, was zwischen Ihnen beiden falsch läuft, auch wenn er oder sie zurückweisend agiert. Viel Verständnis und Empathie sind gefragt, wenn man solch eine Situation lösen möchte.
Viele Leute denken bei Libidoproblemen von Paaren, dass immer der Mann mehr Sex möchte, doch ist das nicht wahr. Der Sexualtrieb ist bei beiden Geschlechtern ähnlich verteilt und auch gleichgeschlechtliche Paare kennen die Situation, dass eine/r mehr Sex möchte als der oder die andere. Wenn Ihre Situation nicht mit der vermittelten gesellschaftlichen Normalität übereinstimmt, dann geben Sie sich keine Schuld dafür. Sie sind nicht anormal, sondern absolut normal. Soziale Normen spielen dennoch eine große Rolle. Wenn Sie eine Frau mit höherem Sexualtrieb sind oder ein Mann mit niedrigem, dann kann das Ihre Ängste noch verstärken. Also sollten Sie Ihre Energie lieber darauf konzentrieren, sich selbst und Ihren Partner bzw. Ihre Partnerin zu verstehen und sich gegenseitig glücklich zu machen - und den ganzen Rest einfach ignorieren.
Es ist ein verbreitetes Muster von Paaren, Probleme und Frustrationen über das Sexleben unter den Tisch zu kehren. Doch wenn man nicht miteinander spricht, kann sich auch nichts ändern. Auch wenn es eine Herausforderung ist, ehrlich miteinander zu kommunizieren ist unverzichtbar, genauso wie zu sagen, was man denkt und zu verstehen, wie es seinem Gegenüber geht. So ein Gespräch sollte man nicht nach einem gescheiterten Annährungsversuch führen, sondern in einem geeigneten Moment, wenn beide entspannt und ruhig sind und sich keiner von beiden verletzt fühlt. Sprechen Sie offen und ehrlich miteinander über Ihr Sexualleben. Es kann schwer sein, den Anfang zu finden, doch wenn man offen über seine Wünsche und Sorgen spricht, dann kann das ein guter Anfang zur Lösung der Probleme sein.
Einfach zuhören kann viel helfen, wenn eine/r von beiden weniger Sex möchte. So ist bei Männern das Testosteronlevel (das Hormon für den Sexualtrieb) zwischen 7 und 8 Uhr morgens am höchsten. Bei Frauen ist es eher abends, weshalb es keine Ausrede sein muss, wenn eine Frau morgens nicht Sex habe möchte! Wenn man abwartet, bis sie sich entspannter und wohler fühlt und die Atmosphäre angenehm ist, kann das viel zu einem besseren gemeinsamen Sexerlebnis beitragen.
Können Sie die Unterschiede aufarbeiten, oder sind Sie einfach sexuell inkompatibel? Sex ist untrennbar mit Gefühlen verbunden, das macht es schwerer, rational über eine Beziehung zu denken. Wer sich sehr nahe steht, kann vielleicht nicht erkennen, was wirklich falsch läuft. Viele Paar scheuen sich, eine Sexualtherapie zu machen, doch kann professionelle Hilfe hier sehr viel bringen. Es kann also durchaus sinnvoll sein, sich Hilfe und Rat bei Dritten zu holen, welche die Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten können.
Verfasser: Tom Vermeersch (Über den Autor)
Tom Vermeersch ist ein staatlich anerkannter Psychologe und Bachblütenexperte mit über 30 Jahren Erfahrung.
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